Meldungen aus dem Bezirksverband Oberfranken
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Erinnerung an ein fast vergessenes Kapitel des Ersten Weltkrieges

Achttägige Rundreise mit Volksbund-Begleitung führt Teilnehmer zu historischen Stätten in Israel. Gedenken auf deutscher Kriegsgräberstätte in Nazareth

Die Reisegruppe vor der Menora an der Knesset in Jerusalem. Die achttägige Rundreise vereinte Besuche an Stätten der biblischen Geschichte sowie Gedenkorten der Weltkriege und des Holocausts. Volksbund

Die deutsche Kriegsgräberstätte in Nazareth zählt sicherlich zu den bemerkenswertesten Kriegsgräberstätten in Obhut des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Sie erinnert an ein Kapitel des Ersten Weltkrieges, das von dem massenhaften Sterben auf den Schlachtfeldern Europas überlagert wurde und heute kaum wahrgenommen wird: Die Unterstützung des Deutschen Reichs für die  Osmanen beim Kampf gegen die Briten in Palästina.

Mit Begleitung des Volksbundes durch den unterfränkischen Bezirksgeschäftsführer Oliver Bauer besuchte jetzt eine 44-köpfige Gruppe Israel. Während der achttägigen Rundreise waren neben Cäsarea, Haifa, der Kreuzfahrerstadt Akko, Nazareth, den biblischen Stätten am See Genezareth, dem Toten Meer und Jerusalem auch mehrere Friedhöfe und die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem Teil des Programms.

Besonderes Augenmerk galt dabei dem deutschen Soldatenfriedhof in Nazareth, auf dem die Gruppe von Dr. Norbert Schwake empfangen wurde. Der frühere Chefarzt der Geriatrischen Abteilung im benachbarten Holy Family Hospital (Hospital "Zur Heiligen Familie") betreut seit 2002 als örtlicher Vertreter des Volksbundes den Soldatenfriedhof und den ebenfalls vom Volksbund getragenen "Klosterfriedhof". Der inzwischen 83-Jährige kennt den Friedhof und die Schicksale der hier ruhenden Toten des Ersten Weltkriegs wie kein Zweiter. Schwake kümmerte sich nicht nur mehr als 20 Jahre aufopferungsvoll um den einzigen deutschen Soldatenfriedhof in Israel, sondern recherchierte auch unermüdlich in deutschen und israelischen Archiven über die Geschichte des Friedhofs und der hier ruhenden Kriegstoten.

So konnte Schwake der Reisegruppe schon bei der Begrüßung mit einer Fülle von Informationen und bemerkenswerten Episoden für die Kriegsgräberstätte interessieren. Nach seiner Einführung gedachten die Teilnehmer den in Nazareth ruhenden Kriegstoten ebenso wie allen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft in Vergangenheit und Gegenwart. Stellvertretend für den deutschen Botschafter in Israel reiste der stellvertretende Verteidigungsattaché Oberstleutnant Arndt Heise an, der die Grüße des deutschen Botschafters Steffen Seibert übermittelte und an die Wichtigkeit einer lebendigen Gedenk- und Erinnerungskultur erinnerte und die Konflikte der Gegenwart, besonders den Krieg in der Ukraine, in seine Gedanken einbezog. Oberstleutnant Heise sprach das Totengedenken, das alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft sowie die Opfer von Terrorismus und Rassismus und Einsatzkräfte in Erfüllung ihrer Pflicht einschließt.

Mit einem Geistlichen Impuls sensibilisierte Professor Dr. Udo Bühler, Reiseteilnehmer und Mitglied der Evangelischen Landessynode im Rheinland, welch hohe Güter "der Frieden und der respektvolle Umgang der Völker, Kulturen und Religionen miteinander" sind. Er verband seinen Beitrag mit dem Gedicht "Das Zeichen" von Schalom Ben Chorin, in dem der blühende Mandelbaum als Symbol der Hoffnung und des Lebens in Zeiten des Krieges und der Zerstörung Trost spendet. Robert Fischer, Bezirksgeschäftsführer des Volksbundes in Oberfranken, rezitierte das Gedicht "Du toter Kamerad" von Lorenz Scheck, der 1941 während der deutschen Invasion Kretas fiel.

Der deutsche Soldatenfriedhof in Nazareth wurde 1934 nach den Plänen des Volksbund-Architekten Robert Tischler errichtet und 1935 eingeweiht. Seine Ursprünge reichen zurück in die Tage des Ersten Weltkrieges, als das Hospital "Zur Heiligen Familie" als deutsches Feldlazarett diente und die hier verstorbenen Soldaten vor Ort bestattet wurden. Ende der 1920er Jahre kamen die britische Mandatsregierung und der deutsche Generalkonsul überein, einen zentralen deutschen Soldatenfriedhof zu schaffen und die an vielen Orten in Palästina ruhenden Kriegstoten dorthin umzubetten. Neben den in Nazareth ruhenden Toten wird hier auch etwa 250  deutschen Toten des Ersten Weltkrieges gedacht, deren Gräber damals in Palästina bereits nicht mehr auffindbar waren. Einige wenige deutsche Tote des Ersten Weltkrieges und in Kriegsgefangenschaft gestorbene Soldaten des Afrikakorps des Zweiten Weltkrieges haben ihre letzte Ruhestätte auf britischen Soldatenfriedhöfen in Palästina bzw. Israel gefunden. Diese Gräber werden von der Commenwealth War Graves Commission (CWGC) gepflegt.

Die Geschichte der deutschen militärischen Unterstützung für die Türken in Palästina und das Schicksal der gefallenen und gestorbenen deutschen Soldaten hat Dr. Norbert Schwake in seinem Buch "Deutsche Soldatengräber in Israel", erschienen 2008 im Aschendorf-Verlag, umfassend recherchiert. Ein digitales Manuskript des überarbeiteten und erweiterten Buchs übergab Schwake an den Volksbund.

 

Robert Fischer Geschäftsführer

Oberstabsfeldwebel der Reserve