Die Gedenkrede für die Bayerische Staatsregierung hielt Staatsminister Thorsten Glauber. Er lenkte den Blick zurück auf die Jahre 1921 und 1922, als kurz nach dem Ersten Weltkrieg eben hier in Bayreuth ein erstes großes Kriegstoten-Gedenken und ein Jahr später in Berlin erstmals reichsweit der Volkstrauertag ausgerichtet wurde. Vielen Menschen in Deutschland fehlte ein Ort der Trauer. Väter, Söhne, Männer, Brüder waren auf Schlachtfeldern geblieben oder von den neuen Artilleriewaffen bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Es gab noch keine Gräber, die Tränen, Gebete und Gedanken hätten auffangen können. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nahm sich dieser Not an und etablierte einen Tag der Erinnerung an die gefallenen Soldaten, einen Tag der Solidarität derjenigen, die keinen Verlust zu beklagen hatten, mit denen, die um Gefallene trauerten. Aber auch ein Tag der Hoffnung, ein Symbol für einen Aufbruch in eine bessere Zukunft. Sein Großvater, der wiederum den Zweiten Weltkrieg als Soldat miterleben musste, habe, so Glauber, nicht viel über diese Zeit gesprochen. Aber wenn, dann sei seine Mahnung stets folgende gewesen: „Alles dürft Ihr Euch erlauben, nur keinen Krieg mehr!“. Nun sei er aber wieder da, der Krieg in Europa. Krieg, Pandemie, Inflation – die Parallelen zwischen heute und 1922 seien erschreckend und zudem sehen wir uns heute mit weiteren, selbstverschuldeten Krisen konfrontiert: „Der menschengemachte Klimawandel, die menschengemachte Umweltzerstörung und das menschengemachte Artensterben. Wir verlieren etwas, das uns wie geliebte Menschen festigt, das uns ausmacht und das uns Halt gibt. Diese von uns verursachten Veränderungen sollten wir gemeinsam aufhalten und bremsen.“
Einen persönlichen und empathischen Friedensappell richteten Charlotte Keil und Finjo Pieper, Qualifikationsstufe 12 des Graf-Münster-Gymnasiums Bayreuth, an die Zuhörer, indem sie ihre persönliche Situation in nicht allzu großer räumlicher Entfernung von den Kriegsschrecken in der Ukraine reflektierten.
Das offizielle Totengedenken, zu dem sich alle Besucherinnen und Besucher der Saalfeier von Plätzen erhoben, sprach I. Landtagsvizepräsident Karl Freller.
Ein Querflötentrio der Städtischen Musikschule Bayreuth (Mia Bauer, Elisabeth Braig, Paula Nitschke) umrahmte die Saalfeier in stimmungsvoller Weise musikalisch. Dabei kamen „Minuet“ von Henry Purcell, „Sarabande“ von Georg Friedrich Händel und „Largo“ von Arcangelo Corelli zur Aufführung.
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, Vorsitzende des Bezirksverbandes Oberfranken im
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., dankte in ihrem Schlusswort allen Mitwirkenden herzlich für deren Engagement und den Gästen für den Zuspruch, den die Landesfeier aus ihren Reihen erfahren hat.